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Meine Geschichte: Wie ich mein Strickglück verlor und wiederfand

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Heißt es nicht immer so schön: Stricken macht glücklich? Damals war mir das noch gar nicht so bewusst. Vielleicht, weil es ganz normal war und ich nicht beurteilen konnte, wie es ist, wenn man nicht strickt. Wir haben es einfach getan und hatten unseren Spaß. Aber lies selbst, wie es mir ergangen ist.

Wie alles begann und warum Pullover stricken zur Leidenschaft wurde

Strickberührungen und erste Erfahrungen

Ich erinnere mich noch genau: Schon als kleines Kind hab ich immer wieder bewundernd auf die eifrigen Hände meiner Großmutter geschaut. Es sah so unglaublich gekonnt und leichtfertig aus, wenn sie am Stricken war. Und es hat mich maßlos beeindruckt, mit welcher Liebe, Geduld und Ausdauer sie mich und meine Geschwister mit Pullovern eingestrickt hat. Erst viel später realisierte ich, wie kreativ sie aus wenigen Mitteln viel zu machen wusste. Die Handarbeit hatte, durch die Nachkriegszeit voller Entbehrungen, für sie natürlich eine ganz andere Bedeutung. Aber wie viel Mühe und Arbeit in einem selbstgemachten Kleidungsstück stecken, das war mir nie entgangen!

Die ersten eigenen Erfahrungen machte ich als Achtjährige in der Schule. Ja, Handarbeiten war tatsächlich mal ein Unterrichtsfach! Zunächst fiel mir das Häkeln leichter, aber Stricken fand ich bald sehr viel cooler. Da meine Oma nicht in der Nähe wohnte, fing ich an, mich selbst auszuprobieren – immer ihre ruhige und gelassene Art vor Augen. Stricken war in meiner Jugend ziemlich angesagt und tatsächlich ließen uns manche Lehrer während ihres Unterrichts die Nadeln aus der Tasche holen. Denn ihnen war aufgefallen, dass wir so viel aufmerksamer zuhörten!

Auf dem Weg zum eigenen Traumpulli 

Als Schülerin fehlte mir oft das Geld für neue Garne und Projekte. Klar, dass ich erstmal begeistert war, für ein Handarbeitsgeschäft stricken zu dürfen! Und wie stolz war ich, meine fertigen Pullover zum Verkauf im Schaufenster zu sehen… Allerdings standen Arbeitsaufwand und Bezahlung in keinerlei Relation, sodass ich es mir bald anders überlegte. Mit Nachhilfestunden in verschiedenen Fächern sparte ich nun unbeirrt auf mein nächstes Ziel: Einen Traumpulli für mich selbst – aus den edelsten Garnen, die ich finden konnte.

Oh man, war ich aufgeregt, als ich endlich zu stricken anfangen konnte! Natürlich sollte es ein richtig tolles Stück werden, das ich lange tragen konnte. Und glaub mir, das habe ich dann auch! Die Kosten, die Wahl, die Mühe, einfach alles daran hat sich gelohnt und meinen Traumpullover zu einem wahren Lieblingsstück gemacht. Von da an strickte ich noch gezielter und meine selbstgemachte Mode wurden ein fester Bestandteil meiner Garderobe.

Beruf, Familie und die Zeit zum Stricken

Doch mit der Berufstätigkeit kam Veränderung in mein Strickverhalten. Ich war in die Großstadt gezogen, musste mir ein neues Umfeld aufbauen und die Zeit zum Stricken wurde rarer. Als dann berufliche Reisen hinzukamen, wurden meine Projekte immer seltener fertig. Doch wenn ich über neue Garne stolperte, konnte ich nur selten widerstehen.

Wie zum Beispiel auf dem alten Bazar in Kairo. Nie werde ich den Moment vergessen, als ich zwischen laut gestikulierenden Händlern, ihren exotischen Waren und duftenden Gewürzen ganz plötzlich Stränge schönster schimmernder Seide fand. Ich sah mich schon im fertig gestrickten Sommerpulli durch die Gassen laufen, also nahm ich einige mit. Dass der seidige Pullover jedoch Utopie blieb, muss ich wohl nicht betonen!

Oder später im Familienurlaub auf der schottischen Insel Skye, wo mehr Schafe als Menschen dem Wetter trotzten. Bei uns daheim war selbstgemachte Kleidung uncool geworden und ein Wollgeschäft nach dem anderen hatte geschlossen. Hier begegnete mir wieder der Wert der Handarbeit und ich dachte, wie schön es doch wäre, wenigstens den Jungs einen Pulli zu stricken. Aber meine drei Kinder wuchsen schneller als meine Strickstücke. Familie, Haushalt, Job und vieles mehr wollte unter einen Hut gebracht werden! Was war wichtig, was nicht? Und meist ging es zu Lasten des Strickens. Was mich immer besonders ärgerte, sobald ich etwas Gestricktes kaufen musste.

Wiederentdeckte Leidenschaft und ein Strudel der Gefühle

Die Passion wird neu entfacht

Einige Jahre später stolperte ich zufällig über ein neu eröffnetes Wollgeschäft in meiner Nachbarschaft. Ich konnte nicht anders, musste sofort hineinspringen und war absolut überwältigt von dem Garnangebot. Die Auswahl hatte sich um einiges vervielfacht und mit einem Mal war sie wieder da: Die alte Leidenschaft – ja, sie brach förmlich aus mir heraus. Ehrlich, am liebsten hätte ich sofort den ganzen Laden leer gekauft, 1000 Ideen schossen mir in den Kopf!

Aber schnell kamen mir die ägyptische Seide und die schottische Highland-Wolle wieder in den Sinn. Zuhause wartete Garn nur darauf, aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Denn ich hatte mich nie von meinem kleinen aber feinen Wollvorrat trennen wollen und immer daran geglaubt, ihn irgendwann doch zu verarbeiten. Wenn nicht jetzt, wann dann? Plötzlich hatte ich es sehr eilig und verließ nur mit einem aktuellen Strickmagazin den Laden. Voller Motivation suchte ich alles zusammen, was ich brauchte und fing an zu stricken. Ein komplexes Mützenmuster, das ich hochkonzentriert aus den kryptischen Zeichen meiner neuen Strickzeitschrift umsetzte. Ja, ich konnte es noch! Während die Maschen flink über die Nadeln glitten, saß ich völlig versunken in meiner immer noch so vertrauten Strickwelt und mir wurde schlagartig klar, wie viel mehr es für mich gewesen ist als nur ein Hobby.

Denn erst jetzt erkannte ich, wie viele positiven Emotionen aus meinem Leben einfach verschwunden waren. Von Freude und Stolz erfüllt, hatte ich jedes Strickstück glücklich und zufrieden für eine gefühlte Ewigkeit getragen. Und erst jetzt spürte ich, wie sehr ich all das vermisst hatte!

Etwas war anders

Mein weiterer Weg verlief jedoch nicht so glatt, wie ich es mir vorgestellt hatte. In meinen Strickanfängen war es völlig normal, dass alle um mich herum strickten. Niemand musste sich für etwas rechtfertigen, hat etwas infrage gestellt oder fühlte sich allein gelassen. Wir probierten aus, wuchsen miteinander und hatten jede Menge Spaß! Doch plötzlich saß ich allein mit meinem Strickzeug, meinen Vorstellungen und Plänen. Gut, ich konnte stricken und es fiel mir auch nicht schwer, meine Projekte umzusetzen. Aber etwas hatte sich verändert. Die Unbeschwertheit und Leichtigkeit, die ich früher empfunden hatte, wollte nicht wieder aufkommen. Was war anders? 

Ich brauchte eine Weile, bis es mir klar wurde: Es war die Qual der Wahl! Mit der sich immer rasanter entwickelnden Online-Welt stieg auch die Flut an Inspiration. Anfangs noch völlig begeistert, merkte ich bald, dass diese Fülle anfing, mich zu überfordern. Hinzu kam, dass ich zu schnell zu viel wollte. Es befanden sich quasi kaum noch selbstgestrickte Stücke in meinem Schrank und das wollte ich schnellstmöglich ändern. Klar, dass das nicht funktionieren konnte! Aber auch die Auswahl an Möglichkeiten hatte es in sich. Binnen kürzester Zeit legte ich eine lange Wunschliste an, verwarf diese und schmiedete neue Pläne. Immer wieder stieß ich auf etwas, das ich ja auch noch stricken könnte. Doch bitte, wann sollte ich das alles verwirklichen? Bisher hatte ich kaum ein Projekt beendet und du kannst dir sicher vorstellen, wie es in meinem Kopf kreiste. Plötzlich fühlte ich mich gestresst und fremdbestimmt. 

Reflektion und bewusster Neubeginn

Dann besann ich mich auf meine Anfänge: Wie geduldig hatte ich auf meinen allerersten Traumpulli hingearbeitet? Und wie war ich danach vorgegangen? Wieviel Zeit hatte ich mir gegeben und nach welchen Gesichtspunkten hatte ich meine Projekte ausgewählt? Und plötzlich entdeckte ich ihn wieder, meinen Weg, den ich so konsequent gegangen war: Ich wollte nicht länger meine Zeit verschwenden, sondern wieder mit Leidenschaft stricken! Und zwar Stücke, die zu MIR passen und in denen ICH mich wohl fühle, damit sie mich am Ende wieder lange begleiten und erfreuen – heute nennt es sich Nachhaltigkeit oder Slow Fashion.

Deshalb stricke ich wieder ganz bewusst an neuen Lieblingsstücken, denn ich habe erkannt, dass Stricken für mich keine Modeerscheinung ist, sondern eine Lebenseinstellung. Ich liebe es, mit meinen eigenen Händen kreativ zu arbeiten und zu sehen, wie aus einem Wollfaden etwas entsteht, das am Ende positive Gefühle bereitet und Erfüllung auslöst. Handarbeit als Unikat. Herausstechend aus all der Massenware. Mit angepasstem Tempo und der eigenen Persönlichkeit entsprechend.

So entstand langsam ein Stück nach dem anderen. Ohne Hast, in meinem eigenen Flow. Neue Lieblingsstücke, die rauf und runter getragen werden. Aber auch Praktisches und Nützliches. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken oder Herausforderungen zu meistern. Und manchmal ist es einfach entspannend, bei Altbewährtem zu bleiben. Aber auch Pausen gehören dazu, mal keine Stricknadel in der Hand zu haben, ist völlig in Ordnung. Das wünscht du dir auch?

Wie auch du mit positiven Emotionen stricken kannst

Wenn du bis hierhin gelesen hast, geht es dir vielleicht ähnlich und dir fehlt es an Unbeschwertheit und Leichtigkeit. Deine Motivation sinkt, deine Strickprojekte werden nicht fertig, die Ergebnisse überzeugen dich nicht. Der Spaß und die Freude beim Stricken, wollen einfach nicht aufkommen… Du hoffst, dass sich das irgendwann wieder legt.

Was aber wäre, wenn du dich heute für eine Veränderung entscheidest? Ich unterstütze und motiviere dich gern dabei! Lass uns doch einfach mal über deine Wünsche reden, ganz unverbindlich und kostenlos. Schreib mir gleich eine kurze Mail mit den Worten „Ja, ich will etwas verändern!“ und ich melde mich schnellstmöglich bei dir zurück!

Herzlichst, deine Vera

MASCHEN. GELASSEN. ANDERS.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Sabine Weinert

    Dein Weg zum gelassenen Stricken ist wirklich beeindruckend!
    Ich stricke seit Anfang der 80er Jahre. Mein Freund damals musste zur Bundeswehr und ich hatte plötzlich so viel Zeit. Ein Strickkurs zum Thema Islandpullover stricken hat mich gefesselt und den Anfang meiner Strickbegeisterung gemacht. Seitdem kann ich nicht mehr ohne und wenn ich zuviele Teile angesammelt habe oder sie mir nicht mehr gefallen, mache ich sie wieder auf und etwas neues daraus.

    1. Vera

      Vielen Dank, liebe Sabine!
      Ja, wen die Strickbegeisterung einmal gepackt hat… Ganz besonders gefällt mir dein Recyclingverfahren! Alte Strickteile mögen vielleicht ausgedient haben, aber oftmals lässt sich das Garn noch sehr gut wiederverwenden. Das entspricht auch meinem Wert von Nachhaltigkeit.

  2. Sabine Weinert

    Dankeschön ❣️am besten klappt es mit glattem Garn, bei flauschigem Garn wird das Auftrennen zu einer echten Geduldsprobe.

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