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Maschen anschlagen – Die ultimative Methode

Maschen anschlagen ist deine erste Aktion, bevor du mit dem Stricken beginnen kannst. Egal, welches Projekt du auch anstrebst. Zunächst müssen Schlingen auf der Nadel gebildet werden, um die Grundlage für das Strickgewebe zu schaffen. Aber gibt es dafür nun eine ultimative Methode? 

Maschen anschlagen versus Maschen aufnehmen

Bevor wir uns dem Maschenanschlag widmen, noch eine grundsätzliche Frage: Bedeutet Maschen anschlagen und Maschen aufnehmen eigentlich dasselbe?

In vielen Artikeln und Beiträgen werden die Begriffe Maschen anschlagen und Maschen aufnehmen synonym benutzt. Und solange hier nur die Rede von einer Technik ist, dürfte klar sein, um welche Methode es sich handelt. Allerdings befinden sich Strickbezeichnungen im stetigen Wandel, variieren und werden durch englische Begriffe ersetzt. Ich entdecke immer wieder neue. Oder verschiedene Namen für eine Sache. Daher lohnt es sich manchmal etwas genauer hinzusehen.

  • Sprechen wir von Maschen anschlagen, dann ist schnell klar, dass es hier um die Methode des Maschenanschlags geht: Eine Technik, die vor dem eigentlichen Strickprozess angewendet wird, um überhaupt erst einmal Maschen auf die Nadel bekommen.
  • Beschäftigen wir uns mit dem Aufnehmen von Maschen, fragen wir uns meist, wie etwas an ein bereits existierendes Strickstück angestrickt werden kann. Zum Beispiel das Bündchen an den den Halsausschnitt, der Ärmel an den Rumpf des Pullovers, die Kopfleiste an das Cardiganvorderteil oder der Spickel an die Fersenwand einer Socke. Auch bei Maschen, die im Strickprozess versehentlich von der Nadel gerutscht sind und nun im Strickstück eine Laufmasche bilden, geht es darum, wie sie am besten wieder aufzunehmen sind.

In diesem Beitrag soll es ausschließlich um den Maschenanschlag gehen. Maschen anschlagen als Grundlage zum eigentlichen Stricken. Und dafür möchte ich dir nun meine liebsten Methoden vorstellen.

Muss ich wirklich verschiedene Methoden zum Maschen anschlagen kennen?

Jetzt fragst du dich bestimmt, ob es wirklich notwendig ist, zum Maschen anschlagen verschiedene Methoden zu lernen. Reicht da nicht auch eine? Eine universelle, am besten noch einfach umzusetzen und hübsch anzuschauen… Ja, das wäre perfekt! Aber wie das so oft im Leben ist, gibt es immer Luft nach oben. Auch beim Stricken ist das so. Je länger du strickst, desto mehr Raffinessen wirst du vielleicht kennen und lieben lernen. Und genau deshalb möchte ich dir hier unterschiedliche Möglichkeiten zum Maschen anschlagen vorstellen. Dir zeigen, wie du sie am besten einsetzen kannst, was du darüber wissen solltest oder ob es Alternativen gibt. Und du entscheidest ganz allein, welche für dich in Frage kommt und zwar abhängig von deinen eigenen Vorlieben und Fähigkeiten. Lass uns also zunächst mit den grundlegenden Methoden beginnen.

Der Maschenanschlag: Grundlagen-Methoden

Um überhaupt Maschen anschlagen zu können, ist es manchmal erforderlich, eine erste Schlaufe zu bilden. Wie dies geht, kannst du in der folgenden Fotostrecke sehen:

Methode 1 – Maschen anschlagen durch Aufstricken

Die Auflistung der Maschenanschläge erfolgt dabei ohne eine Priorisierung, sondern dient lediglich der besseren Lesbarkeit.

Der vielseitige Maschenanschlag und sein Einsatzbereich

Als erstes möchte ich näher darauf eingehen, wie du Maschen ganz einfach aufstricken kannst. Diesen Maschenanschlag kannst du sowohl zu Beginn des Strickens einsetzen, als auch, wenn von Maschen neu anschlagen die Rede ist. Ob dieses Maschen anschlagen am Ende der Reihe oder im Strickstück ist, spielt keine Rolle. Eine Methode, die sich also nicht nur für stabile und saubere Anschlagskanten eignet, sondern ebenso beim seitlichen Anstricken verwendet wird – wie etwa für die Fertigung von Knopflöchern oder als Vorbereitung zum I-cord Abschluss.

Ich benutze die Technik des Aufstrickens besonders gern, wenn ein Maschen anschlagen im Strickstück erforderlich ist. Beim Rundpassenpullover von oben beispielsweise, um zusätzliche Maschen unter der Achsel für den Rumpfumfang zu erhalten. Oder auch wenn ich mein gestricktes Tuch mit einer Schmuckkante wie dem I-Cord-Rand abschließen möchte, geht es damit sehr schnell und unkompliziert.

Wenn du die Maschen für eine Anschlagskante nicht zu stramm arbeitest, ergeben sie einen ausreichend elastischen Rand, der sich gut für viele Strickprojekte verwenden lässt. Wie lassen sich aber Maschen locker anschlagen, wenn die Tendenz eher zum festen Stricken geht? Versuche es mit folgendem Tipp: Nimm für den Maschenanchlag eine etwas dickere Nadel und stricke diese Maschen dann wieder mit der vorgesehenen Nadelstärke ab.

Großer Vorteil: Maschen anschlagen ohne langen Faden

Das Plus dieser Anschlagsmethode: Du musst dir keine Gedanken über deinen Anfangsfaden machen und arbeitest nur mit dem laufenden Faden aus deinem Knäuel. Das Fadenende lässt du gerade so lang hängen, damit du es noch gut vernähen kannst. Dann beginnst du mit einer Schlaufe, durch die beide Nadeln zeigen. Mithilfe der rechten Nadel wird aus dieser Schlaufe eine neue Masche herausgestrickt und von hinten wieder auf die linke Nadel gehoben. Diesen Vorgang wiederholst du so lange, bis du die Maschenanzahl erreicht hast.

Ein weiterer Vorteil ist, dass du mit dem Stricken loslegen kannst ohne die Nadeln erst drehen zu müssen. Und so beginnst du gleich mit der ersten Hinreihe deines Strickmusters. Das heißt, die Musterseite, die später zu sehen sein soll, wenn du hin und her strickst, ist direkt vorne.

Foto Tutorial: Maschen anschlagen einfach gemacht

Bilder Tutorial zum Maschen anschlagen: Anfangsschlaufe und Nadeln vorbereiten
Bilder Tutorial zum Maschen anschlagen: den Faden durchholen
Bilder Tutorial zum Maschen anschlagen: die neue Masche formen

Sobald die nächste Masche auf der linken Nadel liegt, werden die Schritte 2 und 3 so lange wiederholt, bis die gewünschte Maschenanzahl auf der Nadel ist. Dann kannst du die Maschen direkt abstricken – diese Seite bildet die Vorderseite des Strickstücks.

Methode 2 – Kreuzanschlag stricken

Auch wenn ein Kreuzanschlag kompliziert wirkt… Er ist es nicht und es lohnt sich, ihn zu lernen!

Eine elastische Art Maschen anzuschlagen

Dieser Maschenanschlag ist immer die richtige Wahl, wenn du eine relativ dehnbare Anschlangskante benötigst. Denn nichts ist ärgerlicher, als wenn du deinen Pullover, den du von oben am Hals beginnen möchtest, später nur mit Hängen und Würgen über den Kopf bekommst. Manchmal wird er deshalb elastischer Kreuzanschlag genannt, ist aber auch unter einfacher Kreuzanschlag zu finden. Und wenn du ganz auf Nummer sicher gehen willst, mein Tipp gleich vorweg: Nimm beim Maschen anschlagen nicht nur eine Nadel, sondern nutze sie beide parallel! Das hilft auch, wenn du eher fest stricken solltest. Und zum Thema Fadenspannung – die braucht generell ein wenig Übung, aber die kommt mit der Praxis ganz schnell.

Die Vorteile des einfachen Kreuzanschlags

Aber es ist nicht nur die Elastizität, die punktet. Der Kreuzanschlag erfreut sich großer Beliebtheit, weil er nahezu bei jedem Projekt verwendet werden kann. Ob nun Socken, Mützen oder Schals, Tücher, Pullover oder Jacken – ja, fast alles lässt sich auf diese Weise anschlagen! Und es kommt auch nicht darauf an, ob du die Stücke flach oder rund strickst. Denn der einfache Kreuzanschlag ist immer robust, gleichmäßig und sieht gut aus. Auch wenn das Maschen anschlagen auf den ersten Blick etwas kompliziert anmutet, ist ein elastischer Kreuzanschlag schnell zu lernen. Und mit dieser Methode wirst du das Maschen anschlagen mit Sicherheit immer wieder gerne und häufig einsetzen.

Tipps zum langen Anschlagsfaden

Das einzige, was es bei dieser Methode zu bedenken gibt, ist der lange Anschlagsfaden. Als Faustregel: Der Faden sollte die ca. 3 fache Länge zur Breite des anzuschlagenden Stücks haben. Das heißt, bei einem Maß von 30 cm wäre dies ein gut 90 cm langer Anfangsfaden.

Doch leider lässt sich das nicht ganz so einfach bestimmen, denn tatsächlich variiert es je nach Garnstruktur, Nadelstärke und dem eigenen Strickverhalten, sodass die Richtlinie eher vage ist. Willst du also auf der sicheren Seite sein und einen Neubeginn umgehen, lass deinen Anfangsfaden lieber gleich etwas länger. Was beim Maschenanschlag für den Hals eines rundgestrickten Pullovers von oben noch geht, kann beim Bündchenanschlag eines Pullovers von unten schon ganz schön anstrengend werden. Denn wenn du wegen eines zu kurzen Anfangsfaden alles wieder aufmachen und von vorne beginnen musst, kann das schon die Laune verderben. Hunderte von Maschen zu zählen – und das dann noch vergeblich – macht nicht viel Spaß. Also unbedingt merken: Den Anfangsfaden lieber zu lang nehmen!

Foto Tutorial: Maschen entspannt anschlagen mit dieser Anleitung

Bilder Tutorial zum Maschen anschlagen: Fadenhaltung beim Kreuzanschlag

Während dieser erste Schritt die Vorbereitung zur Fadenhaltung zeigt, kannst die Folgeschritte für die doppelte Anschlagsmasche detaillierter über den folgenden Link aufrufen:

Dann wiederholen sich auch hier wieder der 2. und 3. Schritt, bis du die gewünschte Anzahl an Maschen auf der Nadel hast:

Nun die obere Nadel vorsichtig aus den Maschen herausziehen, die andere Nadel mit den Maschen in die linke Hand nehmen und mit dem Abstricken beginnen. Achtung: Du befindest dich jetzt auf der Rückseite deines Strickstücks und beginnst deshalb mit einer Rückreihe!

Spezielle Methoden: Maschen anschlagen mit dem gewissen Extra

Während die Grundlagen-Methoden zu den Basics gehören und absolut anfängertauglich sind, ist es bei den speziellen Methoden eher hilfreich, wenn du bereits über etwas Erfahrung und Praxis mit Nadeln und Fadenspannung verfügst. Hier geht es um Anschlagsmethoden, die ein Muster ganz hervorragend zur Geltung bringen oder für eine neue Stricktechnik hilfreich sind.

Special 1 – Der runde Maschenanschlag

Für einen ganz besonderen Effekt sorgt das sogenannte runde Maschen anschlagen – auch Schlauch-Anschlag genannt. Dieses Ergebnis lässt sich auf ganz verschiedenen Wegen erreichen und wird oftmals als italienischer Maschenanschlag bezeichnet.

Ein elastischer Maschenanschlag als Highlight für Rippenmuster

Die Methode, die ich vorstellen möchte, eignet sich ganz besonders für Rippenmuster und kann sowohl glatt als auch in Runden gestrickt werden. Ich habe sie hier in Runden mit Rippen in 2 rechts/2 links gestrickt und bin vom Resultat mehr als begeistert. Dieser runde Maschenanschlag sieht nicht nur unglaublich schön aus, sondern bildet auch einen sehr elastischen Maschenanschlag. Gerade bei figurbetonten Strickstücken kann eine extrem dehnbare Anschlagskante eine ideale Ausgangsbasis sein. Vom Maschenanschlag selbst ist dabei nicht viel zu erkennen, die Maschen laufen nach innen rund weiter und das Strickprojekt scheint wie aus dem Nichts zu entspringen.

Ein provisorischer Maschenanschlag mit Hilfsfaden und Häkelnadel

Während ein italienischer Maschenanschlag in Runden meist ohne Hilfsfaden angeschlagen wird, benötigst du für diese Methode neben Stricknadeln und Garn einen zusätzlichen Garnrest, möglichst in einer anderen Farbe und glatter Struktur. Dazu eine Häkelnadel. Auch wenn du mit dem Häkeln nicht sehr vertraut bist, wird es dir mit dem kleinen Widerhaken ganz leicht gelingen, den Faden um die Stricknadel zu häkeln. Du beginnst den Maschenanschlag also provisorisch mit einem Hilfsfaden. Später wird dieser wieder aufgezogen und entfaltet dann die ganze Schönheit.

Für den provisorischen Anschlag mit dem Restgarn nimmst du zunächst die Hälfte der benötigten Maschen auf. Dann geht es mit dem Originalgarn weiter und die Maschenanzahl wird verdoppelt. Danach folgen Vorbereitungsreihen für die spätere Rundung und das 2er Rippenmuster.

Das Tutorial für die spezielle Rundung beim Maschenanschlag

Aber nun Schritt für Schritt. Öffne dafür die jeweiligen Links und lass dich durch den Prozess führen.

Wie du eine Anschlagsschlaufe machst, findest du oben unter den Grundlagen-Methoden. Es reichen für Anfang und Abschluss 3-5 Luftmaschen. Beachte, dass die Maschenanzahl auf der Stricknadel nur die Hälfte der benötigten Maschen beträgt! Der Knoten am Ende zeigt dir, von welcher Seite du die Luftmaschenkette später wieder auftrennst.

Jetzt geht es mit dem eigentlichen Strickstück los und die provisorischen Maschen werden mit dem Originalgarn wie folgt abgestrickt:

  • Verdopplungsreihe [1 Masche rechts stricken, 1 Umschlag] wiederholen bis zum Ende = doppelte Maschenanzahl

Um nun weiter in Runden arbeiten zu können, wird die Maschenanzahl halbiert und auf die beiden Rundnadelspitzen verteilt.

  • 1. Vorbereitungsrunde [1Masche rechts stricken, 1 Masche links abheben mit dem Faden vor der Arbeit] wiederholen bis zum Rundenende.
  • 2. Vorbereitungsrunde [1 Masche links abheben mit dem Faden hinter der Arbeit, 1Maschen links stricken] wiederholen bis zum Rundende.
  • Runde 1 und 2 je ein weiteres Mal wiederholen.

Während die 4 Vorbereitungsrunden für die spezielle Rundung sorgen, werden die Maschen in der 5. Runde abschließend in die richtige Reihenfolge für ein 2rechts/2links Rippenmuster gebracht.

  • Abschlussrunde [1.Masche rechts stricken, die 2.Masche überspringen, um die 3.Masche auch rechts stricken können. Die übersprungene Masche links und die beiden nächsten Maschen stricken, wie sie erscheinen] wiederholen bis zum Rundenende.

Nun geht es im 2er Rippenmuster weiter. Nach ein paar Runden kannst du dann den provisorischen Faden auf der Seite mit dem Knoten wieder lösen und die fantastische Rundung dieser Anschlagsmethode bewundern.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Andrea

    Sehr schöne und verständliche Anleitung, werde es mit Nadelspiel versuchen, ABER: stimmt die Angabe in der Abschlussrunde: „… die nächsten beiden Maschen stricken, wie sie erscheinen“? Da wäre man dann ja bei einer linken M angelangt anstatt bei einer rechten (wie die Anweisung gleich nach der [ verlangt, oder habe ich mich verrechnet?

    1. Vera

      Liebe Andrea,
      Es freut mich sehr, dass du meinen Beitrag gefunden hast und er dir gefällt. Da es manchmal schwierig ist, eine geschriebene Anleitung nachzuvollziehen, habe ich entsprechende Links mit Bilderstrecken eingefügt. So lässt sich das Beschriebene vielleicht besser nachvollziehen. Einfach mal anklicken.
      Viel Erfolg mit dem Nadelspiel!
      Vera

  2. Andrea

    Aaah, gerade habe ich den Geistesblitz: wahrscheinlich muss mann dann links stricken, die rechte überspringen, um die nächste auch links stricken zu können, dann die übersprungene rechts usw.
    Erleuchtete Grüße, Andrea

    1. Vera

      Ja genau, jetzt hast du es!
      Und gerne wieder fragen, wenn etwas unklar ist.

      Hab viel Spaß und Freude damit
      Vera

  3. Andrea

    Danke für die schnellen Antworten!

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