Magic Loop oder Nadelspiel – zwei Möglichkeiten auf kleinem Raum rund zu stricken. Und obwohl beiden Begriffen eine gewisse Magie oder Spielerei innewohnt, ist die Frage, ob sich diese Techniken wirklich mit Leichtigkeit stricken lassen. Als Strickneuling graut dir vielleicht davor, mit 5 kurzen Nadeln ein paar wenige Maschen zu jonglieren und das Chaos scheint vorprogrammiert. Und was ist die Magic Loop Methode? Das hab ich mich zu Anfang auch gefragt und dann festgestellt, dass ich ganz ähnlich in meinen Strickanfängen vorgegangen bin. Denn ich habe es schon immer geliebt, mit Rundstricknadeln zu arbeiten und mir mangels Möglichkeiten oftmals intuitiv zu helfen gewusst. So zog ich bereits damals die zu langen Nylonkabel stellenweise heraus. Was nicht nur zur Erleichterung beim Rundstricken führte, sondern meine Maschen auch gleich viel lockerer über die Nadel gleiten ließ. Nur habe ich die Technik nie so ausgefeilt betrieben, wie sie heute gelehrt wird.
Daher freue ich mich, diese Methode jetzt mit mehr Perfektion ausüben zu können. Denn heute greife ich beim Ärmel stricken nur noch zum Magic Loop. Und deshalb verrate ich dir in diesem Artikel gleich 5 starke Gründe, wie auch du entspannt, gleichmäßig und ohne Frust arbeiten kannst – denn Ärmel stricken darf leicht sein.
Was ist der Unterschied zwischen Magic Loop Methode und dem Nadelspiel?
Mit der Magic Loop Methode arbeitest du die kleinen Runden eines Strickstückes mit einer langen Rundstricknadel (80 bis 100 cm). Damit dir dies gelingt, wird die aufgenommene Maschenanzahl halbiert und zunächst auf beide Nadelspitzen verteilt. Das überlange Seil, das beide Nadeln verbindet, bildet dann eine große Schlaufe, auf der sich keine Maschen befinden. Diese wird als magische Schlaufe oder Magic Loop bezeichnet.
Beim Stricken wird nun die hintere Nadel soweit herausgezogen bis sich die Schlaufe auf der linken Seite etwa halbiert hat. Die Maschen liegen nun auf dem Verbindungskabel. Wenn du mit der freigewordenen Nadelspitze zu stricken beginnst, hältst du sie in deiner rechten Hand und das Seil bildet nun auch auf der rechten Seite eine Schlaufe. Sind alle Maschen der linken Nadel gearbeitet, drehst du die Arbeit um 180 Grad und ziehst wieder vorsichtig die hintere Nadel heraus, um den Vorgang noch einmal zu wiederholen. Jetzt ist die erste Runde gestrickt.
[Video Magic Loop – Link folgt]
Nadelspiele bestehen aus 5 einzelnen Nadeln, haben eine doppelseitige Spitze und sind je 15 oder 20 cm lang. Für kleine Runden wie bei Socken oder Ärmelbündchen arbeitest du mit den kürzeren. Hier werden die aufgenommenen Maschen gleichmäßig auf 4 Nadeln verteilt, während die übrige (5.) Nadel zum Abstricken genutzt wird. Während du also mit zwei Nadeln zu Zeit arbeitest, halten die 3 anderen alle übrigen Maschen. Die erste Runde ist beendet, wenn die Maschen der 4 Nadeln einmal gestrickt wurden.
Der Unterschied zwischen beiden Methoden besteht also grob darin, dass beim Magic Loop nur mit einer einzigen Rundstricknadel mit langem Seil, beim Nadelspiel jedoch mit 5 einzelnen kurzen Stricknadeln gearbeitet wird. Die Maschenanzahl wird entweder halbiert oder geviertelt. Je mehr Nadeln und je kleinteiliger das Gestrick verteilt wird, desto schneller entstehen Probleme und Unsicherheiten. Ganz zu schweigen von notwendigen Zu- oder Abnahmen, die die Rundenlänge im gesamten Strickprozesses zusätzlich verändern. Und darum bin ich als langjährige Strickerin und Mentorin für selbstgemachte Lieblingsstücke der Meinung, dass die Magic Loop Methode beim Ärmel stricken besser ist als das Nadelspiel.
Meine 5 Gründe für das Ärmel stricken mit der Magic Loop Methode
Mit dem klassischen Nadelspiel stoßen besonders Anfängerinnen schnell an ihre Grenzen. 5 einzelne Nadeln zu händeln, erscheint auf den ersten Blick sehr kompliziert und erfordert einiges an Aufmerksamkeit. Ob es nun dabei um die kurzen Runden beim Bündchen geht oder den etwas längeren am Oberarm.
Magic Loop für mehr Kontrolle und Sicherheit
Während beim Nadelspiel alle 5 Nadeln unter Kontrolle gehalten werden müssen und die aktive Nadel pro Runde 4 mal wechselt, ist es bei der Magic Loop Methode deutlich einfacher. Denn eine Rundstricknadel besteht nur aus 2 Nadelspitzen und einem langen, flexiblen Verbindungsseil. Dadurch wird ein Maschen Chaos auf ein Minimum reduziert. Der Beginn einer Runde ist schneller ersichtlich und die gesamte Handhabung weniger herausfordernd.
Während die Maschen beim Nadelspiel leicht von den Nadeln rutschen, liegen sie beim Magic Loop stricken immer sicher auf Nadel und Verbindungskabel. Dadurch sinkt die Gefahr, beim Rundstricken versehentlich Maschen zu verlieren und die Hände können sich auf das eigentliche Stricken konzentrieren. Das sorgt für mehr Ruhe und Sicherheit beim Arbeiten.
Ein weiteres Sicherheitsplus bietet die Magic Loop Methode für unterwegs. Alle Maschen bleiben während des Transports an Ort und Stelle, während sich ein Nadelspiel schnell verheddert, Maschen herunterfallen oder Nadeln verloren gehen können. Das ist ein großer Vorteil für alle, die ihr Strickprojekt gern im Projektbeutel mitnehmen. Einfach die kurzen Nadelspitzen soweit herausziehen, dass die Maschen gesichert auf dem Seil liegen und so immer bereit für den nächsten Strickeinsatz sind.
Gleichmäßiges Strickbild ohne Leiterbildung
Beim Nadelspiel kommt es häufig zu einer sogenannten Leiterbildung. Das heißt, es bilden sich lockere Maschen oder Lücken an den Übergängen zwischen den vier Nadeln. Diese ziehen sich wie Sprossen einer Leiter hoch, nachdem du mehrere Runden gestrickt hast. Zurückzuführen ist dies auf Spannungsunterschiede des Strickfadens, der an den Übergängen von Nadel zu Nadel nicht gleichmäßig weitergeführt wurde. So kann schnell ein unruhiges Maschenbild entstehen. Beim Rundstricken ohne Leiterbildung braucht das Handling von fünf Nadeln deutlich mehr Übung.
Bei der Magic Loop Methode reduziert sich dies auf zwei Übergänge: Einen zwischen Rundenende und Rundenanfang, einen in der Mitte des Strickstücks, von einer Hälfte zur andern. Da hier immer nur mit zwei Nadelspitzen und einem flexiblen Seil gearbeitet wird, lässt sich der Fokus besser auf den Übergang und das Straffziehen des Strickfadens setzen. Denn bleibt die Fadenspannung konstant, entsteht kein Zug an Übergangsstellen und die unschönen Leitern werden gar nicht erst gebildet. Das Maschenbild wirkt harmonisch und ruhig, das Stricken in der Runde beginnt Spaß und Freude zu bereiten.
Leichtes Anprobieren mit der Magic Loop Methode
Beim Pullover stricken ist es immer sinnvoll, zwischendurch auf die richtige Passform zu achten (Siehe hierzu …). Das gilt natürlich auch für die Ärmel. Sollen sie weder zu eng oder weit, zu kurz oder lang werden, kommst du um eine Zwischenanprobe nicht herum. Das gestaltet sich beim Ärmel stricken mit Nadelspiel jedoch nicht so einfach, denn die Maschen der vier kurzen Nadeln müssen dafür zunächst mit weiteren Hilfsmitteln wie einem Nylonseil oder Wollfaden gesichert werden. Das ist oft umständlich und nervenaufreibend.
Hier zeigt die Magic Loop Methode nun ihre ganze Stärke: Denn durch das Stricken mit einer langen Rundnadel ist sie flexibel, sicher und unkompliziert. Dank des langen Verbindungskabels werden die Maschen auf das biegsame Seil geschoben und sind so bei einer Anprobe automatisch gesichert. Der Ärmel kann ohne Probleme angezogen werden, ohne dass Maschen verrutschen oder hinunterfallen.
Je einfacher es ist, dein Strickstück schnell einmal überzustreifen, um den Sitz zu kontrollieren, um so häufiger wirst du es tun. Mit der Magic Loop Methode schaffst du dafür ideale Voraussetzungen. Du gewinnst nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch mehr Freiraum in deinem kreativen Prozess.
Nur eine Rundstricknadel für alle Weiten beim Ärmel stricken
Zu jedem gut sitzenden Ärmel gehören Zu- und Abnahmen. Bei einem Nadelspiel müssen die Maschen regelmäßig neu verteilt werden, da du meist nur an der „Innennaht“, also dem Übergang zwischen Rundenende und Rundenanfang zu- oder abnimmst. Dies kann irgendwann dazu führen, dass die kurzen Nadeln getauscht werden müssen.
Dies hast du beim Magic Loop stricken nicht. Du kannst ganz problemlos mit einem einzigen Set Rundnadeln arbeiten. Durch das lange Seil hast du jede Menge Spielraum, egal wie sich deine Maschenzahl verändert. Die Maschen verteilen sich automatisch und gleichmäßig auf beide Strickabschnitte. So kannst du einfach weiter stricken und dich auf die Technik konzentrieren. Je weniger du rechnen oder Maschen umsetzen musst, desto mehr bleibst du im Flow. Anpassungen geschehen spielerisch und ganz ohne Unterbrechung. Mit der Magic Loop Methode für Ärmel bleibt dein Strickprozess immer übersichtlich und strukturiert. Auch wenn das Design einmal etwas komplizierter sein sollte oder du als Anfängerin erst das Vertrauen in eine neue Arbeitsweise gewinnen musst.
Rundstricken für Ärmelmuffel: 2 auf einen Streich
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, deine Pulloverärmel gleichzeitig, also synchron statt nacheinander zu stricken? So, wie es manchmal beim Sockenstricken gemacht wird. Denn wie oft fehlt nach der ersten fertig gestellten Socke die Motivation zur zweiten. Oder du hast dir nicht exakt notiert wo du Änderungen vorgenommen hast. So ähnlich kann es dir auch beim Ärmelstricken ergehen. Statt beide Ärmel nacheinander zu stricken, kannst du die Maschen auch gleichzeitig aufnehmen. Du benötigst zwei gleich große Knäuel und eine Rundstricknadel von mindestens 100 cm Länge.
Für diese Technik solltest du aber schon über etwas mehr Erfahrung verfügen. Und sie funktioniert nur, wenn du deine Ärmel wie bei einer Rundpasse oder einem Raglan von unten am Bündchen beginnst. Du startest mit dem ersten Knäuel deinen ersten halben Ärmel. Dann arbeitest du den zweiten Ärmel. Erst die eine Hälfte und nach dem Wenden zum zweiten Rundenteil die andere. Dafür nutzt du das zweite Knäuel. Dann strickst du die zweite Runde vom ersten Ärmel, wiederum mit dem ersten Knäuel. So geht es immer abwechselnd, im gleichen Muster, mit identischen Zunahmen und einheitlicher Technik. Auf diese Weise entstehen zwei gleiche Ärmel – identisch in Form, Länge und Strickbild. Ein Nachmessen oder Markierungen entfallen. Und bist du meinem Ärmel am Ende angekommen, ist der zweite auch gleich fertig. Wenn das nicht motiviert…
Fazit: Die Magic Loop Methode versprüht nicht nur Leichtigkeit, sie ist einfach unschlagbar!
Ich erinnere mich noch genau, als ich anfing meine Pullover nicht mehr flach und in Einzelstücken, sondern in der Runde und in einem Stück zu stricken. Ich war so begeistert, nicht mehr zusammennähen zu müssen und während des Strickprojekts ständig anprobieren zu können. Nur mit den Ärmeln stand ich auf Kriegsfuß. Den Rumpf meines Pullovers habe ich schon immer gern mit einer 60 cm Nadel gestrickt, weil die Maschen auf diese Weise so schön von der einen auf die andere Nadel gleiten. Doch bei den Ärmeln wollte diese Leichtigkeit des Rundstrickens nicht aufkommen, da ich immer noch meine persönliche und intuitive Art eines Magic Loop nutzte. Aber das musste doch besser gehen…
Irgendwann stieß ich dann auf diese superkurzen Rundstricknadeln und musste sie gleich ausprobieren. Doch da nicht nur die Seile sehr kurz, sondern auch die Nadelspitzen extrem verkürzt waren, hatte ich nach mehreren Runden stets das Gefühl, mir würden die Finge abbrechen. Ergonomisch stricken geht anders, das habe ich deutlich gespürt. Und in Richtung Bündchen hab ich dann doch wieder mein Nadelspiel hervorgeholt. Bis ich auf die richtige Magic Loop Methode stieß! Und von da an habe ich meine Ärmel nie wieder anders gestrickt. Und das beste? Ich brauche heute fast nur noch mein Nadelset, mit dem ich mir meine Rundnadeln selbst zusammenstellen kann. Aber Socken stricke ich immer noch gern auf dem Nadelspiel. Vielleicht der Abwechslung halber. Aber die Magic Loop Methode beim Ärmel stricken kann ich dir von ganzem Herzen empfehlen!
Ganz wichtig ist mir aber, dass es nicht die eine perfekte Methode gibt. Vielleicht kommst du mit einer anderen Technik ganz wunderbar zurecht. Das ist ja gerade das Schöne: Alles kann, nichts muss. Doch oftmals stellen wir erst durch Probieren fest, was uns wirklich liegt. Die vielen Jahre des Strickens haben mich immer neugierig bleiben lassen. Und manchmal findet sich so eine neue Lieblingstechnik. Vielleicht hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder kannst meine persönlichen 5 Gründe noch um deinen ergänzen? Ich freue mich über deinen Kommentar!
Herzlichst, Vera.
MASCHEN. GELASSEN. ANDERS. Vom Strickprojekt zum Lieblingsstück
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