Du betrachtest gerade Mein Anker heißt Kreativität

Mein Anker heißt Kreativität

Auf Rosa 4052 ruft Natascha zur Blogparade auf: „Mein Stickring ist mein Rettungsring! Was ist dein Anker?“ Die Frage hat mich sofort gepackt. Stricken begleitet mich, seit ich denken kann. Aber nach eingehender Reflexion, habe ich festgestellt, dass mein eigentlicher Anker noch viel tiefer liegt. Es ist die Kreativität selbst, die mir Halt gibt. In allem was ich tue. Sie ist mein innerer Kompass. Mein Anker.

Mein Anker? Kreativität. Mehr als nur ein Hobby

Jedes Schiff hat einen. Ein schweres Stück Eisen am Ende einer Kette. Sichtbar an Bug oder Heck. Seine Aufgabe liegt aber in den Tiefen. Einmal ausgeworfen, hält er das Schiff sicher an Ort und Stelle und sorgt dafür, dass es in unruhigem Gewässer nicht abdriftet. Es ist fest verankert, aber dennoch in Bewegung durch Wind und Wellen. Sie lassen das Schiff sanft auf dem Wasser schaukeln.

Auf mein Leben übertragen sehe ich den Anker als etwas, das mir Stabilität, Orientierung und inneren Halt gibt. Für etwas, das mich festigt ohne mich zu fesseln. Doch erst im Rückblick habe ich so richtig gespürt, welch bedeutsame Rolle dieser Anker in meinem Leben spielt und gespielt hat. Er war es, der mich im Sturm gehalten hat, mich nie die Orientierung verlieren ließ und mich davor bewahrte, mich selbst aus dem Blick zu verlieren.

Im Laufe meines Lebens habe ich viele solcher Momente erlebt. Und erkannt, dass es ist nicht nur das kreative Arbeiten mit meinen Händen ist, sondern meine ganze Art: Wie ich denke, plane, Entscheidungen treffe. Im Alltag. Beim Finden von Lösungen. Kreativität zieht sich durch mein ganzes Leben und Handeln. Sie hat mich gelehrt, dass es selten nur einen einzigen Weg gibt und dass man Umwege gehen darf. Dass es manchmal mutig ist, Dinge anders zu machen. Um am Ende festzustellen: es hat sich gelohnt!

Und deshalb heißt mein Anker Kreativität! Denn kreativ zu sein, heißt für mich: Veränderung zulassen, neue Perspektiven wagen und mit den eigenen Ressourcen etwas Echtes schaffen. Das gibt mir nicht nur Kraft, sondern auch Freude.

Wenn der Wind dreht – und der Anker mich hält

Gerade wenn es im Leben besonders stürmisch zugeht, brauchen wir etwas, das uns Halt, Orientierung, aber auch eine gewisse Stabilität und Stärke gibt. Mein innerer Anker war immer da: Der Tod eines geliebten Menschen. Eine schwere Erkrankung. Ein Unfall. Oder ganz einfach das Gefühl, ständig für andere da zu sein – aber selbst kaum noch durchzuatmen.

Ich habe oft gespürt, wenn etwas nicht mehr richtig war. Dieses Gefühl kam nicht laut, sondern leise. Zum Beispiel damals, als ich merkte: Mein Beruf erfüllt mich nicht mehr. Ich wusste nicht sofort, wohin – aber ich wusste: So nicht weiter. Später, beim Tod meines Vaters die Worte meiner Mutter: „Jetzt wollten wir doch endlich anfangen zu leben!“ Ein Satz, der sich tief in mir eingebrannt hat. Und da war klar: Es muss anders gehen. Mit meinem Mann entschied ich, das Leben nie auf später zu verschieben. Wir wollten es leben – mit allen Sinnen.

Rückblickend erkenne ich, wie sehr mich Kreativität gestützt, auf andere Gedanken gebracht oder mir innere Räume geöffnet hat. Auch wenn mir das nicht immer bewusst war. Oder sich der Sturm nur wie eine kräftige Windböe anfühlte, die mich ein Stück von meinem Weg blies. Wie beim Stricken. Ich habe früh damit angefangen, aber der Weg zu meinem ersten Lieblingspullover war lang und mühsam. Ich erinnere mich, wie ich mir Wolle zusammensparte, nach dem Unterricht Nachhilfe gab und schließlich mit strahlenden Augen vor dem Wollregal stand. Ich hatte für mich eine kreative Lösung, einen Weg. Eine, die mich über die ganze Zeit vertrauen und zuversichtlich sein ließ.

Heute weiß ich, dass Zuversicht beflügeln kann und meine Kreativität mich hält, wenn Erfahrungen fehlen. Immer wieder Lösungen zu finden, um mein Ziel und mich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Über die Jahre hat sich neben Geduld, Durchhaltevermögen, Neugier auch Mut, lebenslanges Lernen und Veränderungsbereitschaft entwickelt.

Kreativ bleiben, wenn alles in Frage steht

In Momenten, in denen ich nicht wusste, wie es weitergehen soll, hat mich mein kreativer Blick oft gerettet. Ich liebe es, mich in andere Perspektiven hineinzudenken. Vielleicht kommt das durch die vielen Reisen, die ich gemacht habe. Denn mein damaliger – intuitiver -Jobwechsel ermöglichte mir viele Begegnungen mit anderen Kulturen, Lebensweisen, Traditionen. Und sie haben mir gezeigt: Es gibt nicht den einen Blick auf die Welt, nicht den einen richtigen Weg. Das ließ mich offen bleiben. Auch in schwierigen Zeiten.

Mein kreativer Anker hat nie Rost angesetzt. Im Gegenteil: Er hat sich verändert. Er ist gewachsen. Hat sich ausgedehnt. Hat neue Facetten bekommen. Hat mir gezeigt, dass Kreativität nicht starr ist, sondern fließt. Sie findet neue Wege, neue Ausdrucksformen. Vor Anker zu liegen, bedeutet für mich eine Zwischenstation, ein Ort der Sammlung. Wenn ich mich kreativ verankere, komme ich bei mir an. Ich spüre Ruhe und gleichzeitig erwacht etwas in mir. Ideen, Gedanken, leise Impulse, die wachsen dürfen. So, wie jetzt mit „bewusst-verstrickt“. Und meiner Vision, Strickanleitungen nicht als strenge Regel zu betrachten. Sondern als Startpunkt. Sich auszuprobieren und dem Prozess vertrauen.

Obwohl mich das Stricken schon mein ganzes Leben begleitet, ist es nur ein Teil meiner Kreativität. Mit dem Stricken drücke ich mich aus. Aber Kreativität zeigt sich überall dort, wo ich wach und neugierig bin. Im Dialog mit der Welt. Und sie erinnert mich daran, dass ich immer neue Wege gehen kann. Dass es nicht schlimm ist, wenn der alte Plan nicht mehr passt.

Fazit: Mein kreativer Anker – innere Stärke in bewegten Zeiten

Auch wenn das Leben mich manchmal in raue Seegeworfen hat – mein Anker war immer da: die Kreativität. Sie hat mich erinnert, wer ich bin, wenn alles andere zu wanken begann. Nicht als bloßes Hobby, sondern als inneres Werkzeug, das mir half, mit dem Leben umzugehen: Kreativität weist mir den Weg, hilft mir, neue Perspektiven zu entwickeln. Alternativen zu sehen, wenn der bisherige Weg nicht weiterführt. Besonders in Krisenzeiten. Sie ist das, was mich praktikable Lösungen finden lässt – im Alltag, im Beruf, in zwischenmenschlichen Situationen. Kreativität lässt mich schwierige Lebensphasen, wie Krankheit, Verlust oder Erschöpfung überwinden. Gibt mir nicht nur Halt, auch innere Stärke. Sie treibt mich an, lässt mich Neues wagen, den eigenen Weg immer wieder neu denken. Das braucht Mut, aber ich habe gelernt, das der bereits in mir ruht. Doch nicht alles, was kreativ geschieht, hat ein sichtbares Ergebnis. Manchmal wächst etwas im Inneren: Einsicht, Reife, Klarheit.

Durch mein kreatives Tun komme ich mir selbst näher. Alles was ich brauche ist bereits in mir. Ich muss es nur hervorholen, ausprobieren, formen. Und plötzlich entsteht etwas, das mir entspricht – nicht perfekt vielleicht, aber echt. Im Vertrauen mit meinen eigenen Fähigkeiten.

Und du?

Vielleicht magst du einmal in dich hineinspüren: Was ist dein Anker? Was gibt dir Halt, wenn es stürmt – und lässt dich gleichzeitig weiter wachsen?

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar