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Strickschrift lesen – in 7 Schritten zum Aha-Moment

Strickschrift lesen, verstehen und umsetzen – eine Disziplin, die wohl jeder Strickfan gern beherrschen möchte. Einfach loslegen und stricken… Aber wie soll das gehen, wenn alles so komplex und überwältigend aussieht? Ich verrate dir hier in 7 hilfreichen Schritten eine Anleitung ohne Kopfzerbrechen, die dich voranbringen wird und Neues wagen lässt. Mehr noch, du wirst Strickschriften mit ganz anderen Augen sehen und bald mit viel Spaß stricken! Also, lass uns loslegen:

Schritt 1: Aufbau der Strickanleitung und erste Vorbereitungen

Mach dir gleich zu Beginn ein grobes Bild von der gesamten Anleitung. Denn neben allgemeinen Angaben über Garn, Nadelstärke, Maschenanzahl und Größen, wirst du viele weitere hilfreiche Hinweise finden. Zum Beispiel welche Materialien für den ganzen Strickprozess benötigt werden oder Links zu Tutorials der angewendeten Technik. Eine Liste mit Abkürzungen, um eine in Worten und Kürzel geschriebene Anleitung besser lesen und verstehen zu können. Bei komplexen Mustern eine grafische Darstellung zur visuellen Erfassung des Musters sowie die dazugehörende Legende aller Symbole. Mach dich zunächst mit all diesen Informationen und Begriffen vertraut. Sie sind wichtig, um die Strickschrift lesen und umsetzen zu können.

Mein Tipp: Unterstreich oder markiere sie dir gleich beim ersten Durchschauen, damit sie sich festigen.

Schritt 2: Die geschriebene Strickschrift lesen

Nun geht es mit dem Lesen der geschriebenen Strickschrift weiter. Benutzte Kürzel sollen den Text übersichtlicher halten, können aber zu Beginn sehr herausfordernd sein. Besteht die 1. zu strickende Reihe zum Beispiel aus 3M re, 2M re zus str, 11M re, 1M re gen zun, 3M re muss das keineswegs sofort verständlich sein. Um also zu verstehen, was du stricken sollst, nimmst du dir die Liste mit den Abkürzungen vor, die du dir zuvor markiert hast. Hier findest du in der Regel den ausgeschriebenen Wortlaut und ggf. eine Erklärung, wie du diese Masche zu arbeiten hast.

Mein Tipp: Erstelle dir für neue oder schwierige Begriffe einen kleinen Spickzettel oder mach dir Notizen am Anleitungsrand. So musst du beim Lesen der Strickschrift nicht immer zur Liste der Abkürzungen blättern, wenn du etwas noch nicht verinnerlicht hast.

Schritt 3: Den Aufbau der grafischen Strickschrift verstehen

Während die schriftliche Anleitung mit Wortkürzeln arbeitet, stellt die grafische Anleitung mehrere Zeilen von Kästchen, diverse Symbolzeichen und ein umrandetes oder farblich markierte Feld dar.

Diese Form der Darstellung gibt es meist bei komplexen Techniken wie Loch- oder Strukturmuster zusätzlich. Die Begriffe Zeilen, Symbole und Mustersatz stehen dabei für die elementaren Grundkenntnisse eines Strickdiagramms. Die Zeilen bedeuten Reihen oder Runden, die Symbole kennzeichnen die Strickweise der Masche(n) und der markierte Mustersatz gibt ein zu wiederholendes Feld vor.

Mein Tipp: Präge dir die 3 Punkte mitsamt Erklärung ein und vergleiche sie dann mit deiner eigenen grafischen Strickschrift. Diese hier ist nur ein kleiner Ausschnitt, also vermutlich sieht dein Diagramm überwältigender aus. Finde deshalb zunächst heraus: Wo stehen Ziffern für die Zeilen, gibt es einen markierten Bereich und ist die Zahl der Symbole überschaubar?

Lass uns nun alle 3 Bezeichnungen ganz genau Punkt für Punkt anschauen.

Schritt 4: Die Zeilen einer Strickschrift richtig lesen

Die erste Zeile eines Strickdiagramms wird immer von unten und von rechts gelesen.

Der obige Abbildung zeigt dir 8 zu strickende Zeilen von je 8 Maschen eines Ajourmusters und eine deutliche Nummerierung. In diesem Fall steht die Zeile 1 für die erste Hinreihe, während die Zeile 2 eine Rückreihe symbolisiert.

Die Ziffern 1-8 sind wechselweise rechts oder links vom Chart platziert und helfen dir schnell zu erkennen, von welcher Seite du die Strickschrift lesen musst. Dieser Ausschnitt zeigt dir die Maschen so, wie du sie am Ende auf deinem gestrickten Projekt sehen wirst. Er bildet die Vorderseite deines Strickstücks ab.

Anhand der Leserichtung können wir erkennen, dass das Muster flach, also in Hin- und Rückreihen gearbeitet wird. Entsprechend muss die Zeile auch einmal von rechts und einmal von links gelesen und nachgestrickt werden.

Mein Tipp: Schaue dir die Strickschrift sehr genau an! Gibt es bereits im schriftlichen Teil Hinweise oder Erklärungen zum Strickdiagramm? Dann notiere sie dir zur Verdeutlichung direkt in dein Chart. Zeichne dir generell so viele Ziffern und Richtungspfeile wie nötig in die Abbildung des Musters, um dir das Nachstricken zu erleichtern.

Schritt 5: Die Symbole der Strickschrift entschlüsseln

Um zu verstehen was die Symbole bedeuten, benötigst du die Legende deiner Strickschrift und ggf. auch die Liste mit den Abkürzungen.

Die 3 Pfeile zeigen auf 3 verschiedene Symbole und jedes steht für eine andere Maschentechnik. Die Legende des Designs funktioniert wie eine Vokabelliste, denn hier findest du die Symbol-Übersetzung in Wortkürzel (Schrägstrich nach rechts = 2M re zus str, ein Kreis = U und der Punkt = Rück-R: 1M re). Ist dir die Bedeutung unklar, erfährst du es in der Liste der Abkürzungen genauer. Beim Punkt-Symbol z.B. soll die Masche auf der Rückseite rechts gestrickt werden.

Mein Tipp: Studiere die Legende ganz genau! Auch wenn du glaubst, das Zeichen zu kennen. Denn Symbole (wie auch Wortkürzel) unterliegen keiner einheitlichen Norm und können variieren. Und bei flachgestrickten Hin- und Rückreihen lieber besonders sorgfältig hinsehen. Nichts wäre ärgerlicher, als wenn du erst nach ein paar gestrickten Reihen merkst, dass dein Strickstück nicht so aussieht wie auf dem Foto des Designs, weil du die Maschen falsch gearbeitet hast.

Schritt 6: Die Mustersätze in der Strickschrift erkennen

Oftmals werden bestimmte Abschnitte in deinem Strickdiagramm mit einem Rahmen oder farblich gekennzeichnet. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten Mustersatz oder auch Rapport.

Diese Markierung wird genutzt, um eine Anleitung übersichtlicher zu halten. Die sich darin befindenden Maschen werden mehrfach wiederholt, aber nur ein einziges Mal schematisch abgebildet. Doch die sich stets verändernden Maschen vor und nach dem Mustersatz werden weiterhin zeilenweise dargestellt.

Mein Tipp: Um beim Wiederholen eines Rapports nicht durcheinander zu kommen, setze nach jedem gestrickten Mustersatz einen Maschenmarkierer. So kannst du jederzeit verfolgen, wo du gerade bist.

Schritt 7: Den Überblick beim Strickschrift lesen und nacharbeiten behalten

Der wichtigste Punkt beim Stricken ist nun den Überblick zu behalten. Denn eine Strickschrift lesen zu können, besteht nicht nur aus dem Entschlüsseln von Kürzeln und Symbolen, der richtigen Leserichtung und dem Erkennen von Wiederholungen. Sie fordert dich auch bei der Umsetzung. Denn es ist gar nicht so leicht, Zeile für Zeile nachzustricken, ohne dabei zu verrutschen. Mit ein paar Hilfsmitten lässt sich das auch in den Griff zu bekommen.

Mein Tipp: Nutze ein Klemmbrett für dein ausgedrucktes Strickdiagramm. Entweder nimmst du ein Lineal, das du Stück für Stück hochschiebst oder du streichst die gestrickten Zeilen durch. Ich habe es immer gern mit einem Textmarker gemacht, so konnte ich auch weiterhin die gearbeiteten Maschen sehen und mich zusätzlich an der Vorreihe orientieren. Es gibt aber auch spezielle Halter mit einer Magnetschiene, die du nach dem Stricken hochschieben kannst. Da ich inzwischen papierlos arbeite, nutze ich ein iPad und digitale Anleitungen für meine Markierungen und Notizen.

Fazit: Warum es sich lohnt dranzubleiben

Charts grafischer Strickschriften haben es in sich – es ist gefühlt eine Wissenschaft für sich! Aber je mehr du dich damit auseinandersetzt, desto besser wirst du sie lesen und nacharbeiten können. Je einfacher das Strickdiagramm zu Beginn aufgebaut ist, desto schneller wirst du dich einlesen, erste Symbole verinnerlichen und deine Routine entwickeln. Nach und nach kannst du auch größere Herausforderungen meistern und freust dich über jede neue Erkenntnis. Nach und nach eröffnen sich dir immer mehr Möglichkeiten beim Stricken, die deine Strickstücke auf den nächsten Level heben. Mit der Übung kommt die Sicherheit und damit auch Stolz und Freude, durchgehalten zu haben. Und wer weiß, vielleicht findest du das Strickschrift lesen irgendwann genauso spannend wie ich…

Falls doch noch Fragen bleiben

Es ist nicht immer einfach, für jeden die richtigen Worte der Beschreibung oder Erklärung zu finden. Sollten trotzdem Fragezeichen in deinem Kopf zurückbleiben, versuche mir dein Problem in den Kommentaren zu schildern. Ich antworte dir sehr gern, denn ich möchte, dass auch du Spaß statt Frust beim Lesen von Strickschriften hast. Du möchtest direkt Kontakt zu mir aufnehmen? Dann klicke einfach auf den Button:

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Herzlichst, deine Vera

MASCHEN. GELASSEN. ANDERS. Vom Strickprojekt zum Lieblingsstück.

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